Marktplatz Hildesheim – Massenhinrichtungen der Gestapo

Text: Markus Roloff

Sämtliche Opfer der Massenhinrichtungen der Gestapo auf dem Hildesheimer Marktplatz und aus dem Polizei-Ersatzgefängnis wurden in einem Massengrab auf dem Nordfriedhof bestattet. Lediglich ein deutscher Mann, der von der Gestapo in der Gartenstraße 20 erschossen worden war, bekam ein namentlich gekennzeichnetes und separates Grab. Der Transport zum Massengrab und die Bestattung der Leichen ließ die Gestapo von zwei russischen „Hilfswilligen“ ausführen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges suchte das Italienische Rote Kreuz auch in Hildesheim nach vermißten Soldaten. Durch die Schilderungen von ehemaligen Zwangsarbeitern aus Italien, die in Hildesheim eingesetzt waren, stieß man auf das Massengrab und bat die deutschen Behörden um eine Exhumierung. Das Grab wurde dann am 30. August 1948 unter Aufsicht des Dienststellenleiters des städtischen Friedhofsamtes geöffnet. Es wurden 208 Leichen gefunden. Darunter befanden sich 17 Frauen und 191 Männer, die größtenteils völlig unbekleidet waren. An einigen wenigen war Zivilkleidung oder die Montur der KZ-Häftlinge zu erkennen.

Obwohl das Italienische Rote Kreuz keine neuen Informationen über ihre Vermißten bekam, gab die Öffnung des Massengrabes doch erstmals Aufschluß über das genaue Ausmaß der Hinrichtungswelle durch die Gestapo. Damit wurden zudem entscheidende Hinweise für die Verfolgung der Täter gewonnen. Die Leichen wurden in etwas würdigerer Form wieder in dem Grab bestattet. Ein Stein wurde auf dem Grab errichtet, der die Inschrift „208 Unbekannte“ trägt. Im Jahre 1969 wurde ihm zur Seite ein italienischer Gedenkstein hinzugefügt, der an die zahlreichen italienischen Hinrichtungsopfer erinnert.

Blick vom Rathaus Hildesheim auf den Schutthaufen des Knochenhauer-Amtshauses. Teilweise liegen noch verbrannte, erstickte oder erhängte Leichen auf dem Platz.
Foto: Stadtarchiv Hildesheim, Best.-Nr. 951-1456-06
Tondokument
Tondokument: Plünderungen und Hinrichtungen
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