Text: Markus Roloff
Das Gebäude, in der die Geheime Staatspolizei in Hildesheim untergebracht wurde, war ehemals Eigentum der Hannoverschen Boden-Kredit-Bank. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten bekam auch Hildesheim eine Dienststelle der Gestapo, die zunächst noch aus Hannover geführt wurde und erst im Jahr 1935 einen eigenen Dienststellenleiter erhielt. In der Gartenstraße Nr. 20 arbeiteten jene Beamten, die für Stadt und Landkreis zuständig waren. Der für den Regierungsbezirk verantwortliche Teil der Gestapo hatte hingegen seinen Sitz im Regierungsgebäude am Domhof 1. In den ersten Jahren der NS-Zeit umfaßte die personelle Gesamtstärke etwa 30 Beamte und 70 sonstige Angestellte. Später im Krieg dürfte die Beschäftigtenzahl zeitweise auf etwa 70 Personen gesunken sein, weil gerade die Gestapo viel Personal für die von Deutschland besetzten Gebiete in Europa bereitstellen mußte.
Hauptziel der Gestapo war die Bekämpfung jeglicher regimefeindlicher Tendenzen, zu deren Zweck sie mit weitgehenden Möglichkeiten ausgestattet wurde. Durch die „Schutzhaft“ konnte die Gestapo völlig eigenständig potentielle Feinde des NS-Systems nur auf Grund eines Verdachtes auf unbestimmte Zeit in Haft nehmen. Mit Beantragung der sogenannten „Verschärften Vernehmung“ war es einem Gestapobeamten möglich, einen Verdächtigen unter Gewaltanwendung zu Aussagen zu bewegen. Während des Zweiten Weltkrieges war schließlich die Gestapo auch für die Überwachung der im Deutschen Reich eingesetzten ausländischen Arbeiter zuständig. Für die „Ostarbeiter“ (Angeworbene oder Zwangsarbeiter aus den Gebieten der Sowjetunion) war sie sogar ermächtigt, bei auftretenden Straftaten eigenständig Urteile zu fällen und die Todesstrafe selbst auszuführen.
Ab 1941 wurde die Hildesheimer Gestapo durch kriegsbedingte Rationalisierungsmaßnahmen als Außendienststelle an die Gestapoleitstelle angegliedert. So hatte jedoch weiterhin einen eigenen Dienststellenleiter. Von 1941 bis 1944 führte Kriminalrat Ernst Baumeister die Hildesheimer Gestapo. Sein Nachfolger wurde Kriminalkommissar Heinrich Huck, der die Gestapo in Hildesheim bis zum Kriegsende leitete. Das Gestapogebäude in der Gartenstraße Nr. 20 wurde durch den großen Luftangriff am 22. März 1945 schwer beschädigt. Wenige Tage später wurden hier auf dem Hof des Areals 3 Ausländer verhört, die in der Nacht vom 26. März auf den 27. März auf dem Marktplatz als Plünderer hingerichtet wurden. Ein deutscher Mann wurde in dieser Nacht auf dem Gelände der Gestapo von Heinrich Huck und einem seiner Untergebenen gemeinsam erschossen, weil er ebenfalls der Plünderei verdächtigt wurde. Das Gestapogebäude ist nach dem Krieg vollständig abgerissen worden, so daß heute lediglich ein Stück des Fundaments des Zaunes an der ehemaligen Hofeinfahrt zu erkennen ist.