Text: Klaus Schäfer
Mit dem Festsetzungserlass vom 17.10.1939 begann die systematische Erfassung und Sesshaftmachung der Sinti und Roma durch die Kriminalpolizei. Die Sinti und Roma wurden in sogenannte kommunale Sammellager in Osnabrück, Braunschweig, Oldenburg, Hannover und Hildesheim in Wohnwagensiedlungen zusammen gefurcht. Der Lagerplatz der Hildesheimer Sinti war eine verlassene Tonkuhle bei Drispenstedt. Sinti, die in Wohnungen lebten, wurden ebenfalls an den Lagerplatz gebracht.
Ab 1940 begann die ersten Deportationen der Sinti in die Konzentrationslager und Vernichtungslager. Die größte Deportation fand ab dem 1.März 1943 statt. In den darauffolgenden ersten zwei Märzwochen wurden insgesamt 700 Sinti und Roma aus Niedersachsen nach Auschwitz deportiert.
In Hildesheim begann am 1. März 1943 die Verhaftung von 57 Sinti im gesamten Regierungsbezirk, davon 20 direkt in Hildesheim. Unter den Verhafteten waren 33 Kinder unter 14 Jahren. Die in Hildesheim festgenommenen Sinti wurden ins Polizeigefängnis gebracht und dort „erkennungsdienstlich“ behandelt. Am nächsten Tag wurden sie mit einem Bus zum Braunschweiger Bahnhof transportiert. Nach einer zweitätigen Zugfahrt in kamen sie im Zigeunerfamilienlager B II e des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau an. Die meisten von ihnen starben innerhalb weniger Monate aufgrund der katastrophalen Zustände im Lager. Acht Sinti dieses Transportes wurden in andere Konzentrationslager verlegt. Dadurch stiegen ihre Überlebenschancen. Dazu gehörten auch Waltraut und Adele Franz, die ins Konzentrationslager Ravensbrück verlegt wurden. Alle anderen sind wahrscheinlich in den Gaskammern von Birkenau ermordet wurden.
Quellen:
Hans-Dieter Schmid,
die Deportation der Sinti aus Hildesheim, in:
Hildesheim im Nationalsozialismus – Aspekte der Stadtgeschichte,
Hans-Dieter Schmid, Hildesheim 2002
Aus Niedersachsen nach Auschwitz
(Die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit)
Hrsg.: Niedersächsischer Verband Deutscher Sinti e.V.
Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004
Aufsatz von Dieter Schmid
Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim; Band 75, 2003