Heinrich Bode

Text: Yven Hartmann

Heinrich Bode war ursprünglich SPD-Mitglied, trat aber im Zuge der Reichspräsidentenwahl 1925 aus der Partei aus und dann schließlich 1933 in die KPD ein.

Zusammen mit seinem Parteigenossen Anton Lamek gehörte Bode zu der Hildesheimer Widerstandsgruppe, die 1933 die Flugschrift mit dem Titel „Ran. Streitschrift revolutionärer Marxisten“ herstellte und verteilte und sich aus Mitgliedern der KPD, SPD (u.a. Gustav Hoppe, Erich Braun) und SAP (August Lückgen) zusammensetzte. Das Material für diese Flugschrift setzte sich vornehmlich aus Inhalten von interner Partei-Korrespondenz der KPD zusammen, die die Gruppe durch einen Funktionär der KPD-Bezirksleitung in Hannover erhielt, zu dem der Arbeiter und KPD-Kurier zwischen Hildesheim und Hannover, Heinrich Schaper, den Kontakt hergestellt hatte.

Während andere Mitglieder der Gruppe die Flugschrift ausarbeiteten, war Bode für den Druck zuständig. Er erhielt am Hagentorwall von Braun die fertigen Wachsmatrizen und stellte, vermutlich in einer Baracke in der Nähe des Zentralfriedhofs, mit einem Abziehapparat die Abzüge her, welche er danach zusammenheftete und zu kleinen Päckchen verpackte. Diese übergab er dann zu gleichen Teilen an Erich Braun, der die Verteilung für die SPD übernahm, und Anton Lamek, welcher das Gleiche für die KPD tat. So kamen etwa 500 Exemplare dieser Flugblätter zustande.

Heinrich Bode war außerdem auf eine Initiative des SPD-Manns Wilhelm Henze hin zusammen mit einigen anderen Mitgliedern dieser Gruppe an der Fertigung einer zweiten Flugschrift mit dem Titel „Hört die Signale!“ beteiligt, für deren Inhalt er sogar die grundlegenden Quellen in Form eines Pressedienstes der KPD, welchen er angeblich zweimal pro Woche durch einen Motorradkurier erhalten hatte, stellte. Hier scheinen die Abzüge allerdings nicht allein von Bode, sondern in Gemeinschaftsarbeit in der Wohnung des KPD-Mitglieds Ernst Heinrich, hergestellt worden zu sein. Laut eines Berichtes von 1972, den Bode kurz vor seinem Tod verfasste, sollen KPD- und SPD-Mitglieder hier allerdings eigene, unterschiedliche Texte verfasst haben, die in der Flugschrift gesammelt wurden, während man bei den „Ran“-Flugblättern noch bemüht war sich auf gemeinsame Texte zu einigen. Ein weiteres Beispiel für die starken, andauernden Gegensätze die trotz der als notwendig erachteten Zusammenarbeit zwischen SPD und KPD vorherrschten.

Zwischen dem 20.Juni und Ende August 1933 wurden fast alle Widerständler die an einer oder beiden Flugschriften beteiligt waren von der Gestapo verhaftet (eine bedeutende Ausnahme bildete hier z.B. Gustav Hoppe). So auch Heinrich Bode, welcher im folgenden Verfahren vom 20.12.1933 vor dem in Hildesheim tagenden 4. Strafsenats des Kammergerichts Berlin als Haupttäter angeklagt und zu drei Jahren Zuchthaus und der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre verurteilt wurde.

Nachdem er seine Haftstrafe verbüßt hatte, musste sich Bode mehrmals pro Woche bei der Polizei melden und es war ihm verboten seine Wohnung zwischen 21 und 5 Uhr zu verlassen. Ihm wurde darüber hinaus nicht gestattet seine gewohnte Arbeit als Metallhobler und Hilfsdreher wieder aufzunehmen und ihm stattdessen, trotz körperlicher Schwäche, ausnehmend schwere Tätigkeiten von dem Arbeitsamt vermittelt. Vom 10.5.1937 bis zum 20.3.1938 arbeitete Bode in dem Kalischacht in Sehnde. Dann wurde er erneut verhaftet und angeklagt.

Laut Ermittlungsbericht sollen bei Bode mehrere belastende, wahrscheinlich kommunistische, Bücher und Schriften gefunden worden sein und er solle sich gegenüber Kollegen sehr kritisch über die Regierung geäußert haben. Das Sondergericht Hannover verurteilte ihn daraufhin wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ am 2.9.1938 zu eineinhalb Jahren Gefängnis. Aus seiner Haft wurde er am 19.12.1939 in der Strafanstalt Emden entlassen.

Obwohl Bode als „wehrunwürdig“ erfasst war, wurde er im Juni 1943 in das Bewährungsregiment 999 in Württemberg eingezogen, erhielt dort eine Ausbildung und wurde dann zusammen mit 900 Männern als Bewährungsmann in die „Organisation Todt“, einer nach ihrem Führer Fritz Todt benannten, militärisch organisierten Bautruppe der Nazis, abgestellt. Als die Bomber vor der Invasion der Alliierten in der Normandie das dortige Eisenbahnnetz zerstörten, wurde Bode hier durch diese in sogenannten Todeskommandos eingesetzt.

Nach dem Ende des Krieges kehrte Bode nach Hildesheim zurück und war weiter in der KPD, sowie als Gewerkschaftler und Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) tätig. Am 15.05.1972 verstarb er im Alter von 71 Jahren.


Quellen:
Hans Teich, Hildesheim und seine Antifaschisten, Seite 120-121, erschienen im Selbstverlag, Hildesheim 1979, dritte Auflage
Dieter Schmid, Einheitsfront von unten? Der organisierte Widerstand aus der Arbeiterschaft in Hildesheim 1933–1937, Seite 103-109, Hildesheimer Jahrbuch Für Stadt und Stift Hildesheim, Band 63, Hildesheim 1993
Franz W. Seidler, Die Organisation Todt – Bauen für Staat und Wehrmacht 1938 – 1945, Bonn 1998

Heinrich Bode