Text: Klaus Schäfer
Heinrich Richter kam 1887 in Nettlingen zur Welt. Sein Vater war Fabrikaufseher. Er ging in Hildesheim und Bockenem zur Schule. 1902 machte er seinen Abschluss und begann eine Lehre als Schriftsetzer und Drucker in einer Buchdruckerei in Bockenem. 1905 wurde er Mitglied der Gewerkschaft und 1908 Mitglied der SPD. Richter wurde im Januar 1915 zum Militärdienst eingezogen und war bis zum Ende des ersten Weltkrieges im Einsatz. Danach zog er nach Hildesheim und fand eine Anstellung in der Druckerei des „Hildesheimer Volksblattes“, der SPD-Zeitung in Hildesheim. Schon bald wurde er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins in Hildesheim, eine Funktion die er zehn Jahre ausübte. Er heiratete Emma Meier; ihre Kinder wurden 1921 und 1923 geboren. 1924 wurde er als Bürgervorsteher ins Hildesheimer Rathaus gewählt. 1928 wurde er in den Reichstag gewählt. 1930 kam zu Neuwahlen und er verfehlte knapp den Wiedereinzug in den Reichstag
1929 wurde er erneut als Bürgervorsteher gewählt und zudem verantwortlicher Redakteur beim „Hildesheimer Volksblatt“. Im März 1933 wurde er erneut in den Reichstag und als Bürgervorsteher gewählt. Dieser Wahlkampf war vom heftigen nationalsozialistischen Terror gegen SPD und KPD geprägt. Richter wurde in beide Ämter gewählt. Am 23. März ließ der Reichskanzler Hitler über das „Ermächtigungsgesetz“ abstimmen. Bei der Abstimmung im Reichstag stimmten nur die Abgeordneten der SPD gegen das Ermächtigungsgesetz,- darunter Heinrich Richter.
Auch im Hildesheimer Rathaus wurden SPD, KPD und andere Parteien bald herausgedrängt. Schon am 12. März war das Gebäude des „Hildesheimer Volksblattes“ von SA und SS gestürmt und besetzt wurden. Es wurde vom NS-Blatt „Hildesheimer Beobachter“ übernommen. Heinrich Richter und sein Kollege Erich Bruschke wurden arbeitslos. 1934 konnte er eine Stelle beim Weser-Elbe-Verlag annehmen. Richter wollte zurück nach Hildesheim und nahm 1939 eine Stelle bei den Wetzel Gummiwerken an. 1941 fand er eine Anstellung in der Buchdruckerei Eller in Bockenem. Seine Familie zog in die Kleinstadt. Ob er Kontakte zum Widerstand hatte ist nicht bekannt. Im August 1944 wurde er in „Schutzhaft“ genommen und ins Konzentrationslager Neuengamme verbracht. Im Januar 1945 kam er wieder frei und erhielt strenge Auflagen.. Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen kehrte er nach Bockenem zurück. Ende August 1945 wurde er zum Bürgermeister der Stadt ernannt. Im Oktober 1946 wurde er als Stadtdirektor in Bockenem gewählt. Ende 1952 legte er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. 1956 wurde er als Kreistagsabgeordneter gewählt. Er starb am 26. März 1961 an den Folgen eines Herzinfaktes.
Quelle:
Joachim Raffert, „Vom Setzkasten an den Schreibtisch – Heinrich Richter- Buchdrucker, Redakteur, M.d.R., KZ-Insasse“ in:Hildesheimer Jahrbuch 70-71, S. 129 – 160, Hildesheim 1998