Text: Yven Hartmann
Anton Lamek wurde 1904 geboren und wuchs zusammen mit neun Geschwistern in der Goschenstraße in Hildesheim auf. Ohne Berufsausbildung arbeitete er unteranderem beim Bau des Mittellandkanals, in der Raffinerie der Zuckerfabrik, im Hildesheimer Hafen und als Fördermann bei den Vereinigten Kaliwerken in Sehnde, wo er auch seine spätere Frau Minna kennenlernte.
1932 – mittlerweile wohnten er und seine Frau in der Steuerwalder Straße – wurde Anton Lamek arbeitslos und konzentrierte sich von da an verstärkt auf seine Arbeit für die KPD, von der er 1933 auch als Kandidat für die Hildesheimer Bürgerversammlung aufgestellt wurde.
Mit 1142 Stimmen erhielt Lamek als einziger KPD-Mann in Hildesheim ein Mandat, konnte dieses allerdings nicht wahrnehmen, da es ihm auf Antrag des neugewählten Bürgervorstehers und Steuerinspektors Emil Privat von der Hildesheimer NSDAP, durch das Hildesheimer Bürgervorsteher-Kollegium abgesprochen wurde. Die SPD enthielt sich hierbei der Abstimmung. Schon vor der Wahl drohten die Nationalsozialisten Lamek öffentlich, dass sie diesen durch ein Fenster werfen würden, sollte er auch nur im Rathaus erscheinen.
Zusammen mit Gustav Hoppe, Erich Braun (beide SPD), Heinrich Bode (KPD), August Lückgen (SAP) und anderen war Lamek 1933 an der illegalen Fertigung und Verteilung von zwei regimekritischen Flugschriften, beteiligt. Während sein Parteikollege Bode die ersten Flugblätter, wohl in einer Baracke in der Nähe des Zentralfriedhofs, druckte, übernahm Lamek die Verteilung für die KPD, Braun für die SPD.
Zusammen mit den meisten anderen Mitgliedern der Gruppe (Ausnahme z.B. Gustav Hoppe) wurde Lamek zwischen Ende Juli und Anfang August 1933 von der Gestapo verhaftet und durch das in Hildesheim tagende Kammergericht Berlin im Dezember 1933 zu zwei Jahren. Zuchthaus verurteilt. Nachdem er diese Strafe im Zuchthaus Celle angetreten hatte, wurde er nach einiger Zeit zu einem Außenkommando für Moorarbeiten in die Nähe von Osterholz-Scharmbeck kommandiert.
Mitte 1936 wurde Lamek aus der Haft entlassen, allerdings im November desselben Jahres wieder verhaftet und 6 Wochen lang ins Godehardigefängnis gesperrt.
1937 konnte Lamek wieder einen Arbeitsplatz finden, bei der Firma Rhenus im Hildesheimer Hafen. 1942 Wurde er allerdings, nach Aufhebung der ihm zuvor erteilten „Wehrunwürdigkeit“, zur 3. Kompanie des 12. Infanterie-Regiments einberufen und geriet 1943 im Mittelabschnitt bei Minsk in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Hier hätte Anton Lamek gerne an einem antifaschistischen Lehrgang teilgenommen, verstarb aber nach kurzer, sehr schwerer Krankheit.
Anton Lamek wurde im Jahr 1956 als am 24.12.1944 in Nowosibirks verstorben erklärt.
Quelle:
Hans Teich, Hildesheim und seine Antifaschisten, Seite 45-46, 131-132, erschienen im Selbstverlag, Hildesheim 1979, dritte Auflage
Dieter Schmid, Einheitsfront von unten? Der organisierte Widerstand aus der Arbeiterschaft in Hildesheim 1933–1937, Seite 103-109, Hildesheimer Jahrbuch Für Stadt und Stift Hildesheim, Band 63, Hildesheim 1993