Text: Joscha Heinze
11. September 1867 Hildesheim – 19. Februar 1943 Auschwitz
Henni Edelstein absolvierte 1882/83 die Sekunda, die vorletzte Klasse der Städtischen Höheren Töchterschule, die auch von Bertha, Julie, Anna und Therese Edelstein besucht worden sind.
Hennis Großvater, der um 1793 geborene Meyer Edelstein war wie der Vater von Bertha Cohen geb. Goldschmidt Lotterie-Collecteur und seit 1840 Vorsteher der jüdischen Gemeinde auf dem Moritzberg, das damals noch ein Dorf am Mauritiuskloster war. Familie Edelstein hatte ein Haus in der Unteren Bergstraße 41, heute Dingworthstraße 15. Das alte Fachwerkhaus wurde in den 1960er Jahren abgerissen.
Die Jüdische Gemeinde Moritzberg wurde um 1860 aufgelöst und die Kinder der letzten jüdischen Familien zogen nach Hildesheim. Im Berghölzchen, in einem kleinen Waldstück am Ende der Bennostraße auf dem Moritzberg befindet sich heute noch ein Teil des alten Jüdischen Friedhofs mit 29 Grabsteinen, auch Angehörige der Familie Edelstein wurden hier bestattet. In der Unteren Bergstraße 41 lebte 1881 noch die Witwe Rebecca Edelstein.
Hennis Vater war Meyer Edelsteins ältester Sohn Raulier Ruben Edelstein, der mit Sophia Meijer, der Tochter eines Bankiers aus Bückeburg verheiratet war. Sie hatten die Töchter Bertha, Julie und Henni, die alle drei zur Städtischen Höheren Töchterschule gingen. Deren jüngere Brüder waren Theodor und Hermann Edelstein. Ruben Edelstein hatte in Hildesheim die Bürgerrechte erworben und war seit 1860 im Friesenstieg gemeldet, wo viele Hildesheimer Juden lebten. Seit 1862 wohnte er als Bankier im eigenen Haus in der Zingel 34, wo seine fünf Kinder geboren wurden. 1895 starb Hennis Vater Ruben und ihre Mutter Sophie Edelstein zog 1897 nach Hannover.
Henni Edelstein heiratete am 5. September 1897 in Hildesheim den niederländischen Arzt Dr. med. Bertus Kater. Er wurde am 9. Mai 1870 als Sohn von Nathan Kater und Vrouwtje Gast in Groningen geboren, wo er am 11. Mai 1902 im Alter von 32 Jahren starb. Dort lebten Bertus und Henni Kater mit ihrem Sohn Willy Nico Kater, der am 2. August 1900 geboren wurde. Nico heiratete die 1908 geborene Beulah Mae Hart und bekam mit ihr Henni Katers Enkel Willy Kater, der 1953 heiratete. Nachdem ihr Mann gestorben war, zog Henni Kater 1913 nach Amsterdam in die Pension Loewenstein in der Johannes Verhulststraat 131, wo sie bis Ende Januar 1942 wohnte.
Am 26./27. Januar 1943 wurde sie ins Kamp Vught, das Konzentrationslager Herzogenbusch überführt und am 29. Januar weiter nach Westerbork gebracht, wo sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Nach Auschwitz wurde sie achtzehn Tage später, am 16. Februar 1943, deportiert. Am 19. Februar wurde sie dort ermordet.
Quelle:
Joscha Heinze in: Christina Prauss, Verfolgt, ermordet – unvergessen, Hildesheim 2012
Belege:
- Wilhlem Tesdorpf, Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens der Städtischen Höheren Töchterschule, Hildesheim 1908,S. 50, 52, 53, 60 und Gästeliste, S. 3
- Yad Vashem
- Gedenkbuch
- Auskunft J. Martin, Kamp Westerbork
- Hildesheimer Adressbücher
- Einwohnermeldekartei
- Historisches Handbuch, S. 1070
- Jutta Finke, Die jüdische Gemeinde zu Moritzberg im 19. Jahrhundert in: Hildesheimer Jahrbuch 2009, S.58
- Jutta Finke, Die jüdischen Familien Moritzbergs im 19. Jahrhundert in: Hildesheimer Jahrbuch 2011, (1), S. 57