Text: Yven Hartmann
Die Firma Eduard Ahlborn war ein international renommierter Produzent von Molkereimaschinen und Kühlaggregaten und hatte ursprünglich in der Lüntzelstraße ihren Sitz. Auf Grund von zunehmender Expansion wurden vom Generaldirektor des Betriebes, Ernst Morsch sen., 1937 ca. 50.000 m² Gelände am Cheruskerring bzw. Bischofskamp gekauft, auf welches er das Werk verlagern wollte.
1938/39 wurde dann auch die erste Halle mit direktem Gleisanschluss errichtet, welche als Versandstelle geplant war. Mit Kriegsbeginn wurde dieses Vorhaben allerdings gestoppt, da Ahlborn nun von der Kriegsmarine zur Produktion von Torpedos, den sogenannten „Aalen“ veranlasst wurde, welche von Marine-Ingenieuroffizieren überwacht wurde und wofür nun das neue Werk am Cheruskerring Verwendung fand, während in der Lüntzelstraße weiter Molkereimaschinen gefertigt wurden.
Mit Verlauf des Krieges errichtete man auf dem Werksgelände nun abgezäunte Baracken, in welche ausländische Zwangsarbeiter für den Betrieb einzogen, die mit den alten Facharbeiter der Firma zusammenarbeiten sollten, wodurch die Belegschaft auf etwa 1000 Mann anwuchs.
Die Ahlborn-AG unterhielt verschiedene Lager. Im Barackenlager Cheruskerring waren 92 Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten, darunter auch 39 italienische Militärinternierte untergebracht. Im Lager Bavenstedt waren es 110 Zwangsarbeiter, davon 18 Italiener.[1] Auch vier weißrussische Kinder befanden sich in dem Lager. Weitere Unterkünfte waren in der „Straße der SA“ Nr. 90 und in der Drispenstedterstr. 53. Hier waren insgesamt 39 Personen, darunter 8 Kinder untergebracht.[2]
Bei der Bombardierung durch die Alliierten am 22. März 1945 wird das Werk in der Lüntzelstraße vernichtet, während das eigentliche Rüstungswerk am Cheruskerring unbeschädigt bleibt und somit weiter produzieren kann. Ernst Mosch hingegen kam schon bei dem Luftangriff am 3. des Monats ums Leben.
[1] HStAH Han 140 Hi., Nr. 389
[2] HStAH Han 140 Hi. Nr 472 und 474
Quelle:
Meyer-Hartmann, Hermann: Zielpunkt 52092 N 09571 O: Der Raum Hildesheim im Luftkrieg 1939-1945, Schriftreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim, Band 14, S. 58, Bernward Verlag GmbH Hildesheim
„Schläge, fast nichts zu Essen und schwere Arbeit“, Hildesheimer Geschichtswerkstatt, Hildesheim 2002