Text: Markus Roloff
Im Jahr 1933 begann der Bau der Anlagen für die geplante „Verkehrsfliegerschule“ in Hildesheim. Unter dieser Tarnbezeichnung wurde das Projekt für einen Stützpunkt der künftigen Deutschen Luftwaffe in Hildesheim in Angriff genommen. Da laut der Bestimmungen des Versailler Vertrages Deutschland keine Luftstreitkräfte erlaubt waren, wurde erst im Jahr 1935 der wirkliche Zweck der Bauarbeiten in Hildesheim offiziell verkündet. Als erste Luftwaffeneinheit war schon ab 1934 die Aufklärerfliegerschule auf dem Fliegerhorst stationiert. Nach Kriegsbeginn am 1. September 1939 verlegt sie jedoch nach Brieg. Das Gelände des Fliegerhorstes, das eine Größe von 45,8 ha umfaßte, wurde im Jahr 1937 von der Stadt Hildesheim dem Deutschen Reich kostenlos übereignet. Lediglich für das 118,9 ha große Rollfeld sollte die Stadt eine Pacht bekommen.
Ab 1935 war die Fliegerbildschule in Hildesheim ansässig, die bis zum Kriegsende auf dem Fliegerhorst stationiert blieb. Dieser Aufklärungsverband flog während des Krieges von Hildesheim aus Erkundungseinsätze über England und Afrika. Der Hildesheimer Fliegerhorst hatte schon während des Westfeldzuges im Jahr 1940 eine wichtige Rolle gespielt. Die zur „Sturmabteilung Koch“ zusammengefaßten Fallschirmjäger übten hier das Absetzen von Lastenseglern, mit denen sie im Mai 1940 in einem gewagten militärischen Unternehmen auf dem Dach des belgischen Festungswerkes Eben Emael landeten, die Festung in einem Handstreich eroberten und damit einen wichtigen Beitrag für das schnelle Vordringen des deutschen Heeres leisteten.
Neben der Stationierung der Transportfliegerschule 30 kam im Jahr 1943 eine Gruppe des Kampfgeschwaders 51 nach Hildesheim. Im Zuge der zunehmenden Bedrohung der deutschen Städte und Rüstungszentren durch die massiven Alliierten Luftangriffe wurde dieser Bomberverband in Hildesheim mit zweimotorigen schweren Jägern vom Typ ME 410 ausgerüstet und zum Abfangen der feindlichen Bomber eingesetzt. Als weitere Verbände kam im selben Jahr die II. Gruppe des Zerstörergeschwaders 26 hinzu, die ebenfalls von Hildesheim in der sogenannten „Reichsverteidigung“ eingesetzt war. Da die Alliierten ab 1944 in der Lage waren ihre Bomberverbände selbst bis nach Berlin mit Jagdschutz zu begleiten und ihre zahlenmäßige Überlegenheit stetig auszubauen, wurden die deutschen Verluste immer höher und der Schutz für die Städte immer schwächer. Die in Hildesheim stationierte Gruppe des Zerstörergeschwaders 26 hatte im März so schwere Ausfälle erlitten, das sie nach Königsberg verlegt wurde.
Im Frühjahr 1945 war schließlich noch die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 105 in Hildesheim untergebracht. Zu dieser Zeit war der Treibstoffmangel so groß, daß die in großer Zahl vorhandenen Jagdflugzeuge kaum noch starten konnten. Die gesamte „Reichsverteidigung“ war zu dieser Zeit schon völlig desolat. Die Alliierten konnten fast ungehindert über Deutschland fliegen und Angriffe wie jenen furchtbaren am 22. März auf Hildesheim ohne größeres Risiko durchführen.