Gustav Voß

Text: Yven Hartmann

Gustav Voß wurde am 1. August 1905 in der Schillerstraße 20 in Hildesheim geboren und absolvierte eine Ausbildung zum Schauspieler, nahm allerdings auch Arbeiten als kaufmännischer Angestellter oder Plakatmaler an. In seiner Jugend gehörte er dem Guttemplerorden und den Wandervögeln an. Seinem Vater gehörte eine kleine Druckerei in Hildesheim und nachdem er einige Jahre auf Wanderschaft war, kehrte auch Gustav Voß hierher zurück und machte sich als Plakatmaler und Werbefachmann selbstständig.
1930 trat er in die SPD ein, welche er nach kurzer Zeit aber wieder verließ, um dann 1931 der KPD beizutreten. 1933 schloss sich Voß zusammen mit Kommunisten August Schwetje einer Gruppe der Strasserschen „Schwarzen Front“ oppositioneller Nationalsozialisten an.. Auf Grund dieser Mitgliedschaft saß er von Juni bis Ende August 1933 in Untersuchungshaft. Das Verfahren gegen die „Schwarze Front“-Gruppe wurde im März 1934 aus Mangel an Beweisen eingestellt.
Im November 1933 mietete Voß in der Schillerstraße ein kleines Gartenhaus, in dem er ein Reklameatelier einrichtete. So konnte er sich für diesen gewerblichen Zweck auch Schreibmaschinen und Vervielfältigungsapparate beschaffen, sowie natürlich auch Papier, von dem er stets mehr einkaufte, als er für seine offiziellen Aufträge für Hildesheimer Geschäftsleute benötigte. Mit dem übrigen druckte er in den Nächten von Samstag auf Sonntag illegale Flugblätter.
Zu Weihnachten 1933 beteiligte sich Voß an einer von Schwetje ins Leben gerufenen Sammlung für die Angehörigen der „Ran.“-Flugschrift-Gruppe,
1935 wurde dann ebenfalls eine Sammlung durchgeführt bei der sich Heitmann wieder besonders hervortat. Im Mai dieses Jahres beschlossen Voß, Meyer und Schwetje zudem eine festere Organisation mit Mitgliedskarten, monatlichen Beiträgen und Beitragsmarken ins Leben zu rufen. Insgesamt bestand die Gruppe wohl aus 14 Widerständlern. Von den Gelder wurde Anschaffung eines Rotaprint-Apparates finanziert. . Die Gruppe wollte wieder eigene Flugblätter drucken. Ob dies aber tatsächlich realisiert werden konnte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Im Mai und Juni 1936 wurden viele Hildesheimer Widerständler verhaftet. Er wurde zusammen mit den anderen Leitern der illegalen Organisation am Januar 1938 vor dem in Hildesheim tagenden 3. Senat des Kammergerichts Berlin angeklagt, wo er zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.
Nachdem er eine Einzelhaft im Zuchthaus Hameln verbüßte, an die anschließend er unter Schutzhaft gestellt wurde, brachte man ihn im Juli 1940 als Häftling in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Als dieses dann letztendlich auf Grund der bald einrückenden Roten Armee geräumt wurde, konnte Voß aus dem Häftlingsmarsch fliehen, eine Nacht bevor dieser im Wald von Crivitz vor Schwerin massakriert wurde. Nach dem Krieg lebte er in der sowjetischen Besatzungszone und so später in der DDR, unteranderem in Ost-Berlin.


Quelle:
Hans Teich, Hildesheim und seine Antifaschisten, Seite 70 und 71, 96, 134 und 135, erschienen im Selbstverlag, Hildesheim 1979, dritte Auflage
Dieter Schmid, Einheitsfront von unten? Der organisierte Widerstand aus der Arbeiterschaft in Hildesheim 1933–1937, Seite 121 – 126, 136 Hildesheimer Jahrbuch Für Stadt und Stift Hildesheim, Band 63, Hildesheim 1993