Text: Hartmut Häger
Die SPD-Ratsfraktion hatte im Februar 2011 zum Umgang mit „schwierigen“ Straßennamen einen Schülerwettbewerb ausgeschrieben. Dabei zeigte sich, dass weniger die kriegsverherrlichenden Namensgebungen der Kaiserzeit umstritten sind, sondern die Hinweise auf Personen, die mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als Förderer, Unterstützer oder Nutznießer verstrickt waren oder deren Gedankengut in die nationalsozialistische Ideologie einfloss. Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Wettbewerbsbeitrag der Realschule Himmelsthür identifizierte 17 umstrittene Straßennamen:
Borsig-, Dornier-, Junkers-, Krupp-, Porsche-, Herbert-Quandt-, Senking- und Siemensstraße: Diese Betriebe oder ihre Eigentümer waren Kriegsprofiteure, beuteten Zwangsarbeiter aus, ihren Tod billigend in Kauf nehmend, und kollaborierten mit dem NS-Unrechtsregime.
Den Namen Robert Bosch bewertete die Schülergruppe als ambivalent. Er verdeutliche „die innere Zerrissenheit eines Menschen, der in einem korrupten Regime die Menschlichkeit hochzuhalten versuchte.
Gerhart Hauptmann sei von den Nazis benutzt worden, Agnes Miegel sei aktive Protagonistin der Nazis gewesen und habe sich nach der NS-Zeit nicht von ihrer Gesinnung distanziert.
Kardinal Bertram habe seine Funktion als Oberhirte der katholischen Kirche nicht zum Schutz von Verfolgten und zum Widerstand gegen die Gewaltherrschaft wahrgenommen.
Paul von Hindenburg sei der Wegbereiter und Steigbügelhalter Hitlers als Reichskanzler gewesen.
Die Bückebergstraße erinnere an Hitlers Fahrweg zum Reichserntedankfest auf dem Bückeberg.
Boelcke-, Von-Emmich-, Immelmann- und Richthofenstraße verweisen auf den kriegstreibenden Hintergrund der NS-Politik.
Schülerinnen des Goethegymnasiums befassten sich mit der Hermann-Löns-Straße: Der 1914 verstorbene „Heidedichter“ war bekannt für Chauvinismus und Antisemitismus und diente den Nazis als Kultfigur.