Text: Markus Roloff
Mitte 1944 richtete die Hildesheimer Gestapo auf dem Gelände des damaligen Zentralfriedhofes ein sogenanntes Polizei-Ersatzgefängnis ein. Als Gebäude wählte man das als Typhus- oder Seuchenbaracke bezeichnete Haus. Die Fenster wurden größtenteils bis auf kleine Öffnungen zugemauert, um eine Flucht der Gefangenen zu verhindern. Darüber hinaus wurde das gesamte Areal in einer Länge von 100m und breite von 80m umzäunt. In den ersten Kriegsjahren überführte die Hildesheimer Gestapo den Großteil ihrer Häftlinge in das Arbeitserziehungslager Lahde. Dort wurden auch die Hinrichtungen ausgeführt, zu denen die Gestapo bei straffälligen „Ostarbeitern“ aus Hildesheim befugt war.
Mit Einrichtung des Polizei-Ersatzgefängnisses wurden derartige Hinrichtungen direkt in Hildesheim durchgeführt. Zunächst gestaltete man die Hinrichtungsstätte sehr provisorisch, in dem einfach vor der Südseite des Gebäudes eine eiserne Teppichstange zwischen die Astgabelungen zweier Bäume gelegt wurde. Später wurde der Galgen in modifizierter Form an der westlichen Giebelwand installiert. Dazu wurde dort in etwa 3m Höhe ein Ziegelstein entfernt. In dieser Einbuchtung wurde die Teppichstange aufgelegt, die mit ihrem anderen Ende auf einem Holzpfahl in gleicher Höhe ruhte. Zu den Exekutionen wurde ein Tisch darunter gestellt, auf den die Hinrichtungsopfer steigen mussten. Dann wurde ihnen in der Regel von zwei russischen „Hilfswilligen“ der Gestapo eine Drahtschlinge um den Hals gelegt und danach der Tisch unter den Füßen weggezogen. Die anderen Insassen des Polizei-Ersatzgefängnisses mussten dann im Anschluss zur Abschreckung an den erhängten vorbeimarschieren.
Wenige Tage vor dem Eintreffen der US-Truppen am 7. April 1945 führte die Gestapo hier noch ein drei Abenden Massenexekutionen durch, bei denen vermutlich sämtliche Gefängnisinsassen und eine Gruppe von ca. 80 Ausländer, die man als vermeintliche Plünderer in der jüdischen Kapelle eingesperrt hatte, den Tod fanden. Zumindest bei der Hinrichtung der 80 Ausländer, die am als letzte am 5. April oder 6. April stattfand, führten nicht die „Hilfswilligen“, sondern die Gestapobeamten selbst die Exekution durch.