Text: Klaus Schäfer
Stanislaw Fert schrieb seine Erinnerungen an die Zeit der Kriegsgefangenschaft und der Zwangsarbeit nieder. Er arbeitete in verschieden Arbeitskommandos in Deutschland.
Sein erster Arbeitsansatz in der Gefangenschaft begann im Dezember 1940 im Stahlwerk Fallingbostel XI B, bereits einen Monat später wurde er nach Springe versetzt. Danach wurde er in das Arbeitskommando nach Wülfingen gebracht, wo die Zwangsarbeiter auf den Feldern arbeiten und bei Ausbau einer neuen Straße helfen mussten. Die Arbeitsbedinungen in Wülfingen waren nach seinen Erinnerung im Gegensatz zu anderen Zwangsarbeitslagern gut.. Zwar wurde die Lage für die Zwangsarbeiter für einige Zeit härter, nachdem ein neuerer Kommandeur in das Lager kam, aber nach einem Streik der Arbeiter änderte sich die Situation wieder.
Stanislaw Fert kam am 17. Oktober 1941 wieder zurück nach Fallingbostel, dort musste er in die Strafbaracke Nr.8. Das lager war mittlerweile mit vielen russischen Kriegsgefangenen belegt, die in lebten selbst gebauten Erdhöhlen lebten und deutlich weniger zu essen bekamen, als die anderen Gefangenen. Die Sterberate der Russen lag daher sehr hoch, ihre Leichen wurden am Rande des Waldes in Massengräbern begraben.
Im November 1941 kam Stanislaw in das Arbeitskommando Nr. 560 in Hannover, er arbeitete dort im Industriegebiet „Bodenpanzer“. Stanislaw Fert wurde am 8. März 1942 für einen Fluchtversuch aus dem Arbeitkommando zu 14 Tagen Arrest in das Lagergefängnis gebracht.
Ende April wurde er in das Arbeitskommando Nr. 568 nach Rolfbüttel versetzt und arbeitete in Rolfbüttel bei einem Bauern. Der Bauer setzt ihn bei der Spargelernte ein.
Nach mehreren wechseln der Arbeitskommandos kam Stanislaw im Sommer 1943 nach Sorsum, dort arbeitete er in einer Schmiede. Nun war das Gefangenenleben wieder so angenehm, wie im Arbeitslager Wülfingen. Zudem arbeitete er mit den polnischen und russischen Zwangsarbeiten aus dem Bosch-Werk zusammen.
In der Schmiede hatte er im Mai 1944 einen Arbeitsunfall, bei dem an der rechte Hand zwei Sehnen verletzte. Stanislaw Fert wurde in das Krankenhaus in Hildesheim gebracht und dort operiert. Die erste Zeit nach dem Arbeitsunfall galt er als arbeitsunfähig, danach kam er auf einen Bauernhof in Sorsum.
Im Herbst 1944 kam er in das Arbeitskommando in Sarstedt und war dort in einem Rüstungsbetrieb tätig. Im sechsten Jahr seiner Gefangenschaft in Deutschland unternahm er einen weiteren Fluchtversuch. Er kam erneut in das Lagergefängnis in Fallingbostel, um dort seine Strafe abzusitzen. Nach der Verbüßung der Strafe kam er wieder nach Sorsum und arbeitete dann im einen Sägewerk, wo er nach einiger Zeit auf einen Bauernhof versetzt wurde. Auf dem Bauernhof hatte er einige Sonderrechte. Stanislaw dürfte Radio hören und mit der Bauernfamilie am Tisch essen. Zudem wurde er von dem Bauernhof aus Zeuge, wie Hildesheim bombardiert wurde.
Zum Kriegsende wurde er von den Amerikanern befreit wurden. Im August 1945 heiratete er sein Frau Krystyna in Marinrode. Im März 1946 kam er wieder nach Polen. Jahrzehnte später erhielt er eine Entschädigung in Höhe von 200 DM für jeden Monat seines Einsatzes als Zwangsarbeiter.
Quelle:
Jahrbuch 2002 Landkreis Hildesheim
Der polnische Kriegsgefangene Stanislaw Fert
als Zwangsarbeiter im Landkreis Hildesheim
Klaus Schäfer, S.83-110